Geschichte der Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand e.V.

Zum Ende des vorigen Jahrhunderts fanden sich in unserer Schwarzwaldgemeinde Ibach einige tatkräftige Männer zusammen, um einen Musikverein zu gründen. Die uns heute noch vorliegende Urkunde trägt als Gründungsdatum den 8.Mai 1894. Durch eine Ehrenurkunde, die im Jahre 1932 an Markus Schmidt für 40-jährige aktive Mitwirkung im Musikverein Ibach verliehen wurde, wissen wir jedoch, dass bereits 1892 eine lose Vereinigung von Musikanten bestanden haben muss. Die Statuten, die bei der Gründung am 8.Mai 1894 beschlossen wurden, enthalten 17 Paragraphen, in denen folgendes geregelt wurde:

§1: „Zweck des Vereins ist Pflege der Musik und der geselligen Unterhaltung. Zur Erreichung dieses Zwecks sind deshalb einige Proben jeden Monat abzuhalten.“

In §2 gestattete man jedem unbescholtenen Bürger die Aufnahme in den Verein, falls diese nicht durch eine allgemeine Abstimmung verweigert wurde. Dabei sollte der Dirigent jedoch über die musikalische Fähigkeit des Aufzunehmenden entscheiden.

Durch §3 beschloss man auch die Aufnahme von Passivmitgliedern.

In §4 verpflichteten sich die Mitglieder zu „eifrigem Besuch der Proben, zu Aufmerksamkeit daselbst und pünktlichem Gehorsam gegen den Dirigenten“.

Ebenfalls verpflichteten sie sich in §5 zu ehrenhafter kameradschaftlicher und friedsamer Führung in- und außerhalb des Vereins.

In den Paragraphen 6-9 wurde die Zahlung eines Mitgliedsbeitrags, die Wahl eines Vorstands und eines Kassierers sowie die Aufgaben des Vorstandes und des Dirigenten festgelegt.

Mit §10 beschloss man eine Strafe von 20 Pfennigen für unentschuldigtes Fernbleiben von der Probe und mit §11 die unentgeltliche Überlassung des Instruments an den Verein im Falle eines Austritts eines Aktivmitglieds ohne genügende Gründe.

Nach §12 hatten ausgetretene und ausgeschlossene Mitglieder keinen Anspruch auf das Vereinsvermögen, wobei ein Ausschluss aus dem Verein nach §16 bei grober Verletzung der Statuten zu erfolgen hatte.

Passivmitgliedern wurde durch §14 der jederzeit mögliche Austritt erlaubt.

In den Paragraphen 13 und 15 legte man Bedingung und Modus einer Auflösung des Vereins fest. Danach sollte der Verein z.B. liquidiert werden, falls die Mitgliederzahl unter vier Musikanten sinke.

§17 verkündete schließlich das Inkrafttreten der Statuten am 8.Mai 1894.

Unterschrieben wurde dieses Gründungsdokument von folgenden zehn Männern:

Josef Eckert (Vorstand und Dirigent),

Markus Schmid (Kassierer),

Adolf Schmid, Albert Höfler, Remigius Hierholzer,

Josef Schmid, Josef Schmidt, Wendelin Kaiser,

Fridolin Schmidt und Augustin Müller

Die Anlässe, bei denen in den Anfangsjahren, also um die Jahrhundertwende, gespielt wurde, waren, wie auch heute noch, weltlicher und kirchlicher Natur. So trat man auf bei Hochzeiten, beim Erntedankfest, bei Kirchenfeierlichkeiten und bei allerlei sonstigen Festen und Feiern. Aus dieser Zeit sind uns nur wenige Dokumente erhalten geblieben. Es sind dies zumeist Bilder, z.B. Hochzeitsbilder, auf denen auch der Musikverein abgebildet ist, und Rechnungen, vor allem vom Gasthaus Kranz, die stetig auf den Betrag von sieben Mark lauten.

In der Zeit des ersten Weltkriegs bzw. von 1914 bis 1918 war, kriegsbedingt, so manches Instrument verwaist und es gab wohl so gut wie keine Aktivitäten beim Musikverein Ibach.


Musikverein Ibach 1927

Auch über die Jahre nach 1918 bis zum zweiten Weltkrieg wissen wir nicht viel, da, wie überhaupt über die ganze von 1914 bis nach 1945, annähernd keine Dokumente vorhanden sind. Das einzige Material, das uns hier Aufschluss gibt, sind wiederum Bilder mit dem Musikverein und die schon erwähnte Ehrenurkunde für Markus Schmidt von 1932. Die Gründe für das Fehlen von Dokumenten mögen einerseits darin liegen, dass kaum Aufzeichnungen gemacht wurden oder andererseits, dass bestehende Aufzeichnungen im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Gesichert erscheint uns jedoch, dass im Jahre 1939 und danach, so wie schon 25 Jahre vorher, die Mehrzahl der Musikanten ihr Instrument mit dem Gewehr eintauschen mussten und daher während der Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre in Ibach nicht oder nur eingeschränkt  musiziert wurde.

Erste Aktivitäten des Musikvereins Ibach erfolgten dann wieder um die Jahre 1947/1948. Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre wurde die erste Uniform für zehn Musikanten angeschafft; Kostenpunkt damals DM 720,90, die allerdings von den Vereinsmitgliedern selbst getragen wurden.

Eine Zäsur in der Vereinsgeschichte erfolgte 1954. In diesem Jahr übernahm Albert Schmidt den Vorsitz des Vereins und Adolf Thoma den Taktstock. Es ist bekannt, dass in der Zeit vorher, d.h. von der Jahrhundertwende bis 1954, die Leitung des Musikvereins Ibach in den Händen der beiden Brüder Josef und Albert Kaiser lag.

Ab Mitte der fünfziger Jahre lässt sich die Vereinsgeschichte nun ziemlich genau verfolgen, da uns seit dieser Zeit eine nahezu vollständige Chronologie vorliegt.

Nach dem Rücktritt von Albert Schmidt wurde im März 1961 Otto Strittmatter 1.Vorstand, der übrigens wohl als einziges Nicht-Aktivmitglied in den ganzen Jahren des Vereinsbestehens dieses Amt innehatte. Ebenfalls 1961 wurde eine neue Uniform angeschafft, die dieses Mal, wie auch die Nachfolgenden, aus der Vereinskasse bezahlt wurde. Anlässlich der Uniformweihe wurde erstmalig ein Musikfest veranstaltet, das am 4. und 5. Juni 1961 vor dem Gasthaus Kranz stattfand.

Vom 1. bis 3. August 1964 konnte man dann, von Otto Strittmatter organisiert, in Ibach das erste Bezirksmusikfest feiern. Festplatz war der Wachtbühl in Oberibach.

Ein Jahr später, im März 1965, übernahm Georg Schlegel den Posten des Vorsitzenden, nachdem Strittmatter hierfür nicht mehr zur Verfügung stand.

Ein wichtiges Datum in der Vereinsgeschichte ist das Jahr 1968: Zu diesem Zeitpunkt traten zum ersten mal Wittenschwander dem Musikverein Ibach bei. Seitdem wuchs die Mitgliederzahl über die vorher immer üblichen 10-15 Musikanten hinaus, so dass der Verein in den besten Zeiten über 40 Aktivmitglieder zählte.

Mit der Unterstützung der neuen Musikkameraden war man dann auch gerüstet für die Ausrichtung eines Bezirksmusikfestes vom 2. bis 4. August 1969 auf dem Wachtbühl in Oberibach. Anlass hierfür war das 75-jährige Jubiläum des Musikvereins, das man im Jahr 1969 feiern konnte. Dieses Fest stand schon unter der Regie von Otto Kaiser, der noch im Dezember 1968 den Vorsitz des Vereins von Georg Schlegel übernommen hatte. Letzterer löste aber schon kurz darauf, nämlich 1970, den langjährigen Dirigenten Adolf Thoma ab und wurde musikalischer Leiter der Kapelle.


Musikverein Ibach 1969

1971, am 28.Juli, erfolgte schließlich die Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht St.Blasien. Somit hieß man fortan „Musikverein Ibach e.V.“. Mit dem Jahr 1971 begann auch der Brauch, alljährlich ein Sommerfest auszurichten, und zwar mit wenigen Ausnahmen immer am letzten Wochenende des Monats Juli. Kurz nach der Jahrtausendwende, nämlich erstmals im Jahr 2004, wurde dieser Festtermin auf das erste Juni-Wochenende vorverlegt.

Wenig später, nämlich 1972, entschloss man sich zur Anschaffung der ersten Tracht. Diese war in Anlehnung an die aus Tirol kommenden Holzfäller, die einst in der Ibacher Gegend zahlreich ihrer Arbeit nachkamen, dem Tiroler Stil nachempfunden und wurde am 23.Juli 1972 geweiht. Ab jenem Zeitpunkt nannte sich der Verein dann mit Rücksichtnahme auf die Wittenschwander Mitglieder „Musikverein Ibach-Wittenschwand e.V.“.


Musikverein Ibach 1978

Nur ein Jahr also, nachdem der seit 77 Jahren geführte Name endlich amtlich eingetragen worden war, wurde er auch schon wieder verworfen. Allerdings musste auch der neue Name 15 Jahre auf seine Eintragung ins Vereinsregister warten, die erst 1987 erfolgte, und hatte so eigentlich nur einen inoffiziellen Status.

Lange Zeit gab es jetzt keine Ereignisse von herausragender Bedeutung. Erst wieder 1985, mit Amtsantritt des neuen 1. Vorsitzenden Artur Thoma, der im Oktober 1984 gewählt worden war und den seit 16 Jahren an der Spitze des Vereins stehenden Otto Kaiser ablöste, standen größere Aufgaben an. Vom 26. bis 29. Juli 1985 feierte man das 90-jährige Bestehen des Vereins, verbunden mit dem Bezirksmusikfest des Arbeitsbezirks. Das eigentliche Jubiläum war zwar 1984, aber in jenem Jahr wurde die Ausrichtung des Bezirksmusikfestes der Trachtenkapelle Todtmoos zugesprochen. 1986 wurde schließlich, gemäß dem Trend der Zeit, die alte Tiroler Tracht abgelegt und eine neue, eine Hochschwarzwälder Tracht, angeschafft, die am 27. Juli 1986 im Rahmen des Sommerfestes geweiht wurde. Verbunden mit dieser Anschaffung war auch der Beitritt zum „Bund Heimat und Volksleben“, der Vereinigung der Trachtenträger in Südbaden.

Das Jahr 1986 brachte auch größere Veränderungen in der Leitung des Vereins mit sich: Im Oktober 1986 wurde Werner Albiez zum 1. Vorsitzenden gewählt und mit Ende des Jahres legte nach langjähriger Tätigkeit Georg Schlegel den Taktstock nieder. Neuer Dirigent wurde Anfang 1987 sein Sohn Michael Schlegel.

Am 25. August 1987 wurde endlich im Rahmen einer Satzungsänderung der seit Jahren inoffiziell bestehende Name beim Amtsgericht St.Blasien ins Vereinsregister eingetragen und so heißt der Verein seitdem  „Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand e.V.“.

Im Frühjahr 1991 begann man das vielleicht wagemutigste Projekt der Vereinsgeschichte: In zahlreichen Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder und auf eigene Rechnung wurde an das Ibacher Rathaus ein Anbau errichtet, dessen alleinige Nutzung dem Verein durch einen Vertrag mit der Gemeinde Ibach bis gegen Ende des nächsten Jahrhunderts garantiert ist. Fertiggestellt wurde dieser Bau erst mit dem Einweihungsfest am 6. März 1993.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wurde uns im Jahre 1994 die „Pro-Musica-Plakette“ des Landes Baden-Württemberg verliehen. Bei diesem feierlichen Festbankett wurde unserem Verein auch die neue Vereinsfahne überreicht. Diese wurde von den Ehrenmitgliedern und einigen freiwilligen Geldgebern gespendet. Das 100-jährige Bestehen des Vereins wurde mit dem vierten Bezirksmusikfest der Vereinsgesichte, ebenfalls im Jahr 1994, gefeiert.


Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand 1994

In den folgenden Jahren gab es einige Wechsel in der organisatorischen und musikalischen Führung des Vereines.

Im Jahr 1995 übergab Werner Albiez das Amt des ersten Vorsitzenden an Egon Kaiser. Dieser übte das Amt eine Wahlperiode lang aus und übergab 1997 an Christof Mutter. Dieser konnte das Amt bis ins Jahr 2001 ausüben und musste es dann aus beruflichen Gründen an seinen Bruder Siegfried Mutter übergeben.

Ebenfalls einen Wechsel gab es im Frühjahr 2001 beim Dirigenten. Michael Schlegel übergab den Taktstock nach 13 Jahren an Frank Weber. Bereits nach zwei Jahren, also im Jahr 2003, gab dieser den Taktstock aus beruflichen Gründen aber auch schon wieder an Stefan Köpfer weiter, der die musikalische Leitung bis heute inne hat.

Zum fünften Mal wurde im Jahr 2010 das Bezirksmusikfest in Ibach gefeiert. Dies ist jedesmal wieder eine große Herausforderung für den Verein.

Anfang des Jahres 2011 gab es wieder einen Wechsel in der Vereinsführung. Nach 10-jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender übergab Siegfried Mutter dieses Amt an Frank Weber.

Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand 2013

Heute hat die Trachtenkapelle Ibach-Wittenschwand 50 aktive Mitglieder, wobei das jüngste dreizehn Jahre und das älteste 70 Jahre alt ist und das Durchschnittsalter bei ca. 30 Jahren liegt, desweiteren 119 Passivmitglieder, die zum Teil hunderte von Kilometern von Ibach entfernt beheimatet sind, sowie 10 passive und 11 aktive Ehrenmitglieder. Im Laufe des Jahres sind in heutiger Zeit unzählige Auftritte zu absolvieren, die, wie schon vor 117 Jahren, durch weltliche und kirchliche Anlässe bedingt sind.